Historischer Themennachmittag des AK Labertal in Neufahrn

Veröffentlicht am 26.01.2013 in Ortsverein

Die Referenten des Historischen Themennachmittags: Heike Wolter, Andreas Gröschl und Barbara Völkl (Mitte) mit Peter Stranninger, Landtagskandidat aus dem Nachbarstimmkreis Straubing-Bogen (li.), Adolf Biberger, Gemeinderat (2.v.li.), Rainer Pasta, Sprecher des AK Labertal (3.v.re.) sowie die SPD-Ortsvorsitzenden aus Neufahrn, Peter Forstner (2.v.re.) und Mallersdorf-Pfaffenberg, Martin Kreutz (re.)

Historischer Themennachmittag des AK Labertal in Neufahrn zum KZ-Außenlager Obertraubling – „Kritisches Erinnern immunisiert gegenüber brauner Ideologie“

Seit seiner Gründung vor knapp fünf Jahren bemüht sich der SPD-Arbeitskreis Labertal um die jüngere Heimatgeschichte, insbesondere die Zeit des Nationalsozialismus, in der Region Labertal.
Neben der dauernden Vortragsreihe „Der Kleine Widerstand im Labertal“ präsentiert der AK immer wieder einzelne Arbeiten anderer Autoren.
So auch am vergangenen Sonntag im vollbesetzten Kutscher-Stüberl des Schlosshotels Neufahrn.
Nach der Vorstellung eines Kurzfilms und einzelner Referate, Arbeiten des Projektseminars 2010/12 des Gymnasiums Neutraubling zum Sterben und Überleben im KZ-Außenlager Obertraubling, folgte eine rege Diskussion zu den unterschiedlichen Aspekten erlebter Erinnerungskultur.

Im heutigen Neutraubling – bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs dem Fliegerhorst Obertraubling – befand sich zwischen Februar und April 1945 ein Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg.
Lange war das Thema in Obertraubling und Neutraubling ein Tabu.
Geschichtslehrerin und Archivpflegerin Heike Wolter und die Schülerinnen und Schüler des P-Seminars erstellten dazu ein Buch mit dem Titel "’Wenn der Krieg um 11 Uhr aus ist, seid ihr um 10 Uhr alle tot!’ - Sterben und Überleben im KZ-Außenlager Obertraubling“. Auch ein Kurzfilm ist hierzu entstanden, in dem ehemalige Häftlinge, aus ihren Erinnerungen dazu beitragen, ein umfassendes Bild des Lagers zu zeichnen.
Die heute in den USA lebenden Moishe Mantelmacher und die Brüder Emil und Bernard Kalfus berichteten als einige der wenigen Überlebenden über ihre Erlebnisse und die Zustände im KZ-Außenlager Obertraubling sowie auf dem Todesmarsch nach Dachau. Moishe Mantelmacher: "Es war das schlimmste Lager, in dem ich jemals war. Ich habe neun erlebt.
" Durch die Aussagen der ehemals Inhaftierten ließ diese Arbeit niemanden im Saal unbeeindruckt. Im Fokus des Films steht aber auch die schwierige Erinnerungskultur in den betroffenen Gemeinden.

Sterben und Überleben im KZ-Außenlager Obertraubling
In Einzelbeiträge präsentierten zwei Schüler die wichtigsten Ergebnisse ihrer Arbeit. Barbara Völkl referierte zum KZ-Stammlager Flossenbürg sowie die Entstehung und die Lebensbedingungen im Obertraublinger Lager. Der Messerschmitt-Konzern, seinerzeit einer der bedeutendsten Produzenten von Militärflugzeugen in Nazideutschland, übernahm bereits im Jahr 1940 den vier Jahre zuvor gegründeten Fliegerhorst der Luftwaffe in Obertraubling, um diesen zu einem riesigen Produktionsstandort auszubauen.
Im Februar 1945 schickte man 600 männliche Häftlinge, die Hälfte von ihnen Juden, die meist schon aus den Vernichtungslagern im Osten auf sogenannte Todesmärsche geschickt worden waren nach Obertraubling. Die Aufgabe des Außenkommandos war es, die Schäden aus den Bombardements der alliierten Verbände an den Flugbahnen zu beseitigen. Sowohl die körperliche Verfassung als auch die Verpflegungslage der Gefangenen waren desaströs. Am 16. April 1945 wurde das Außenkommando Obertraubling von der SS aufgelöst. Marschunfähige und Kranke brachte man per Lastwagen und Eisenbahn ins Konzentrationslager Dachau. Die anderen mussten sich zu Fuß auf den Weg dorthin begeben und nur wenige überlebten diesen Todesmarsch.

Konkurrierende Opfergruppen

Im Beitrag von Andreas Gröschl wurde die Erinnerungskultur in Obertraubling und Neutraubling kritisch betrachtet. Erst 2005, sechzig Jahre nach Kriegsende, sei in einer Ausstellung das Außenlager breiter thematisiert worden, so Gröschl in seinem Vortrag.
Nach dem Krieg war der Fliegerhorst schwer beschädigt, insbesondere war der Großteil der Flugzeughallen zerstört worden. In den teilweise noch stehenden, jetzt freigewordenen Unterkünften wurden zahlreiche Flüchtlinge und Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten untergebracht. Fliegerhorst und KZ-Friedhof wurde in Bauland verwandelt. Am 1. April 1951 wurde die so entstandene Siedlung auf dem ehemaligen Flughafen zur selbstständigen Gemeinde Neutraubling. Flüchtlinge und Vertriebene, selbst Opfer des Krieges begründeten aber auch ihre eigene Erinnerungskultur. Niemand in Ober- und Neutraubling wollte mehr vom KZ-Außenlager und über die „anderen Opfer“ etwas wissen.

Erst seit dem Jahr 2006 erinnert vor dem Neutraublinger Rathaus ein zwei Tonnen schwerer Findling aus Flossenbürger Granit an die Opfer des KZ-Außenlagers und an alle anderen Toten des Flugplatzes erinnern soll.

"Das hat doch mit uns nichts zu tun“

Über die Erinnerungskultur – auch in der Region Labertal - ging es in der anschließenden, intensiven Diskussion. Antworten wie "Davon habe ich ja noch nie etwas gehört" oder "Das hat doch mit uns nichts zu tun", hören auch die Mitglieder des AK Labertal, wenn sie mit der Vortragsreihe „Der Kleine Widerstand“ oder anderen Themen die regionale Heimatgeschichte um das Kapitel 1933-45 zu erweitern versuchen.
Das Projekt des Gymnasiums Neutraubling zeigt auf, dass die Geschichte der NS-Zeit auch für junge Leute interessant und überaus informativ sein kann. Die Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte vor der eignen Haustüre, verändert auch die Einstellung der Beteiligten zu Politik und Nationalsozialismus, konnten die Zuhörer erfahren. „Wer sich so intensiv mit dem Gedankengut der Nazis beschäftigt hat, ist immun gegen alle Verlockungen der braunen Ideologie“, brachte es ein Zuhörer auf den Punkt.

Auch die (finanziellen) Grenzen einer solchen Projektarbeit wurden thematisiert. So wichtig und bedeutend Schülerarbeiten dieser Qualität – egal aus welchem Fachbereich – sind, umso erstaunlicher ist der geringe finanzielle Spielraum, den das Kultusministerium dafür vorsieht. Die Einwerbung von Drittmitteln und Spenden sieht das bayerische Schulsystem dazu nicht vor.

Zu Recht erfuhr die Schülerarbeit zum KZ-Außenlager Obertraubling deshalb – nicht nur in der Veranstaltung –vielfach Lob und Anerkennung. Neben dem Oberstufen-Preis Geschichte der Stadt und des Landkreises Regensburg 2012 wurden die Schüler auch mit dem Simon-Snopkowski-Preis 2012 bedacht.

Der bewegende Dokumentarfilm ist im Internet frei zugänglich:

Direkter Link zum Film

 

Nächste Termine des OV's:


 

Samstag, 27. April 2024 und Sonntag 28. April 2024:

Wanderausstellung FC Bayern "Verehrt, verfolgt, vergessen" im Schloßhotel/Gartentage

Uhrzeit: 10 -18 Uhr

Ort: Schlosshotel, Neufahrn, Gartentage 

Anschließend ist die Wanderausstellung vom 29. April bis zum 2. Mai in der Realschule Neufahrn zu sehen. 


Freitag, 10. Mai 2024: 

Volksfest in Neufahrn, Einzug der Vereine

Uhrzeit: 17 Uhr

Ort: Rathaus


 

Montag, 13. Mai 2024: 

Aktionstag Barrierfreier Bahnhof in Kooperation mit dem VdK

Uhrzeit: 16 - 18 Uhr

Ort: Bahnhofsvorplatz


Samstag, 25. Mai 2024: 

Wahlstand an der Hauptstraße zur Europawahl von 9-11 Uhr

Minigolfturnier mit Tombola und Grillspezialitäten

Uhrzeit: 15-18 Uhr 

Ort: Minigolfanlage, Freizeitgelände Neufahrn


Samstag, 29. Juni 2024: 

Beachvolleyballturnier in Kooperation mit dem TSV

Uhrzeit: 16 - 21:30 Uhr

Ort: Sportanlage Freizeitgelände


Sonntag, 6. Oktober 2024: 

Besuch und Führung durch das Heimatmuseum

Uhrzeit: 15 Uhr

Ort: Heimatmuseum, Rottenburger Straße

 



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